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Schweriner Gärten

Eine dreidimensionale Inszenierung aus Pflanzen und Skulpturen

Das eindrucksvolle Gartendenkmal wurde zur Bundesgartenschau 2009 nach historischen Plänen rekonstruiert und ergänzt – unter anderem durch eine schwimmende Wiese.

Der Kern des Areals – der großherzogliche Schlossgarten – gilt als eine der schönsten und bedeutendsten Barockanlagen Deutschlands.

Hochkarätige Veranstaltungen nutzen die durchkomponierte Kulisse und steigern ihrerseits Schwerins divenhaftes Image. Vor allem der Schweriner Gartensommer begeistert mit Konzerten und Umzügen, mit Schlossfest und Feuerwerk. Feine Lokalitäten kredenzen dazu kulinarische Glanzlichter.

Die anmutige Parklandschaft rings um das Schloss vereint mehrere Gärten aus verschiedenen Jahrhunderten. Berühmte Landschaftsarchitekten schufen ein Gesamtkunstwerk aus geometrischen Blumenrabatten und naturbelassenen Schilfgürteln, aus Kreuzkanal und Wasserspielen, Alleen und Laubengängen, Terrassen und Skulpturen. Zwischen uralten Bäumen und frischen Tulpen lenken großartige Sichtachsen die Blicke immer wieder zum Schloss, zum See und zur Stadt.

 

Burggarten

Der nur 1,8 Hektar große Burggarten auf der Schlossinsel ist der gestalterische Höhepunkt der ausufernden Schweriner Park- und Seenlandschaft.

Wie ein bunter, wallender Rock umgibt er den Herzogspalast. Malerisch umschmeichelt er die Bastionen und Fundamente des Baukörpers. Auf Treppen und Terrassen schaffen Pflanzen und Wasserspiele weiche Übergänge vom Gebäude zum Gewässer. Graziös überwinden sie dabei 12 Höhenmeter und lassen das hohe Haus regelrecht im See zerfließen. Und der wird damit auf vornehmste Weise zur himmelblauen Schleppe für das Schloss. Überrascht konstatiert der Besucher, wie Architektur und Natur zu einem dreidimensionalen Gemälde verschmelzen.

Der Burggarten erstreckt sich über zwei Ebenen. Dabei ragt das Erdgeschoss nur wenige Zentimeter aus dem Wasser. In Ufernähe stehen zum Teil exotische Baumriesen auf weiten Rasenflächen. Geschwungene Wege durchziehen das Areal im Stil eines englischen Landschaftsgartens. Sie führen zu einer geheimnisvollen Grotte. Auch andere Gewölbe und Gänge sowie der dornige Rosengarten nähren die mystisch-romantische Aura des Ortes.

Zum Schloss hin verdichtet sich die Bepflanzung. Hecken und Rabatten bilden farbenfrohe Ornamente, die mit dem Bau korrespondieren. Römische Terrassen- und Villengärten standen Pate für diesen Bereich. Dabei verkörpert ein komplexes ikonographisches Programm das Paradies. Jedes Gestaltungselement - vom Brunnen, über die Plastik bis zum Beet - spielt in dieser Inszenierung eine eigene Rolle. Besonders eindrucksvoll geschieht dies im Hof der Orangerie. Direkt unter dem Hauptturm umschließt der halbkreisförmige Bau einen symmetrischen Teppich aus gestutzten Büschen und bunten Blumen. Zahlreiche Kübelpflanzen, Figuren und Fliesen sowie der zentrale Muschelbrunnen ergänzen diesen kaleidoskopartigen Gartensal in seiner perfekten Harmonie.

Dabei ist die Orangerie selbst schon eine einzige Augenweide. Ihre gusseiserne Konstruktion war in der Mitte des 19. Jahrhunderts der letzte Schrei. Im Sommer beherbergt der Glaspalast ein feines Café. Im Winter nehmen seine vornehmen Salons nach wie vor die südländischen Kübelpflanzen auf.

Die zweite Etage des Burggartens erstreckt sich über mehrere Terrassen und Plateaus und bezieht dabei die Dächer der Orangerie und der Grotte ein. Besucher flanieren durch Säulengänge und Pflanzenornamente. Ihnen bietet sich ein atemberaubendes Panorama auf die umliegenden Seen und Ufer. Aber ihr Blick schweift nicht nur hinaus in die Weite. Er erklimmt auch die fein ziselierte Schlossfassade – hinauf bis zu den goldenen Dächern. Auch die schwebenden Viktorien und der kämpfende Herakles sorgen bei den Spaziergängern für Aufsehen.

Der Burggarten wurde zusammen mit dem Schloss entworfen. Die zentralen Ideen stammen von Peter Joseph Lenné. Der Generaldirektor der königlich-preußischen Gärten war damals der Star seiner Zunft. Ab 1850 setzte der Schweriner Hofgärtner Theodor Klett seine Pläne um. Da die Rekonstruktion in unserer Zeit sehr akribisch nach eben diesen Plänen erfolgte, zählt der Burggarten zu den wenigen authentischen Gartenkunstwerken des Historismus in Europa.

 

Schlossgarten

Eine eiserne Drehbrücke führt von der Schlossinsel auf das Festland und direkt in den Schlossgarten. Hier fand Peter Joseph Lenné einen Barockgarten vor, den er zwar etwas vereinfachte, aber in seinen Grundstrukturen übernahm. Bereits im 17. Jahrhundert hatten französische Architekten einen Lustgarten mit geometrischen Quartieren angelegt. Doch erst ihr berühmter Landsmann Jean Legeay - der ab 1748 zeitgleich den Ludwigsluster Barockgarten in unübertroffener Qualität ausführte - richtete die Hauptachse auf das Schloss und öffnete den Blick bis zum Horizont. Sein System aus Wegen, Pflanzungen und Wasserflächen bestimmt diesen Teil der Grünanlagen noch heute.

Zentrales Element ist der Kreuzkanal. In ihm spiegelt sich das Märchenschloss vielfach. Hier fühlen sich aber auch Enten und Schwäne wohl. Dazu gesellen sich zwölf antike Götter und die vier Jahreszeiten. Die Skulpturen des berühmten sächsischen Hofbildhauers Balthasar Persomer verweisen auf die gottgewollte Ordnung, in deren Zentrum sich der Bauherr, Großherzog Friedrich Franz II., sah. Der reitet schließlich auch noch in Bronze vorneweg. Sein überdimensionales Reiterstandbild an der Spitze des Kreuzkanals hat allerdings erst sein Sohn in Auftrag gegeben.

Gerahmt wird das weite Bassin von regelmäßig gepflanzten Baumquartieren, von Alleen und Laubengängen. Neben frischen Pflanzungen finden sich überall betagte Baumriesen – darunter einige Sumpfzypressen mit skulpturengleichen Luftwurzeln.

Nach Lennés Plan verdoppelte der Schweriner Hofgärtner Theodor Klett die Parkfläche und ergänzte sie um den Grünhausgarten mit geschwungenen Wegen, großen Rasenflächen und einzelnen Baumgruppen. Selbstverständlich betonte er die Blicke zum Schloss, zum See, zur Stadt, in die umgebende Landschaft und zu den verschiedensten Fixpunkten im Garten. Die Übergänge zwischen den einzelnen Bereichen und zur Umgebung gestaltete er wie üblich sanft und fließend. In diesem Teil residiert Großherzogin Alexandrine, die Mutter Friedrich Franz II. Hugo Berwald schuf die überlebensgroße, weiße Marmorstatue 1907.

Neben Heckengarten, Küchengarten und weiteren Teilen gehört auch der Garten am Marstall zu dem weiträumigen Park. Er befindet sich am anderen Ufer und bietet einen sagenhaften Blick auf die stattliche Silhouette des Schlosses.

Die gesamte, 25 Hektar umfassende Anlage wurde zur Bundesgartenschau 2009 nach historischen Plänen rekonstruiert und präsentiert sich heute in exzellentem Zustand. So gilt der Schlossgarten als eindrucksvolles Gartendenkmal von hohem nationalen Rang.